Die Parteihochschule der SED -

ein kritischer Rückblick

Geschichtliche Einblicke

 Wie die Autoren schon mit dem Untertitel dieser Publikation ausdrücken wollen, geht es ihnen darum, Beiträge zur Geschichte der Parteihochschule „Karl Marx“ (PHS) zu verfassen. Die Geschichte der SED-Parteihochschule zu schreiben - dazu ist es wohl noch zu früh. Und wir glauben auch, dass uns Nachfolgende diese Aufgabe mit größerem Abstand – dabei gestützt auf überliefertes Archivgut - besser lösen können. Die Beiträge derer, die selbst Akteure waren, können dafür aber hilfreich sein.

In diesem einleitenden Artikel wollen wir lediglich einen generellen Überblick geben, wie die PHS funktionierte und wie wir diese Arbeit aus heutiger Sicht sehen. Er soll darüber hinaus dem Leser als „Handreichung“ dienen, um das in den folgenden Beiträgen Dargestellte besser einordnen zu können.

Um eines vorwegzunehmen: Die Autoren dieser Schrift sind sich darüber im Klaren, dass die Parteihochschule der SED – wenn man es vom Ende her sieht - in ihrem Wirken letztlich genauso gescheitert ist wie der Sozialismus in den Farben der DDR. Doch wird für den Leser sicher auch deutlich, dass sich die Autoren zu ihrer Tätigkeit an der Parteihochschule bekennen, eingeschlossen zu ihrer persönlichen Verantwortung als Hochschullehrer und Parteiarbeiter. Die Beiträge zeigen, dass sich die Autoren seinerzeit engagiert, ehrlich und leidenschaftlich für den Sozialismus als gesellschaftliche Alternative zum Kapitalismus eingesetzt haben, dass sie dazu stehen und weiter auf eine sozialistische Perspektive setzen: Sie haben die vergangenen 16 Jahre aber auch genutzt, um die Politik der SED, die Tätigkeit der PHS und auch ihre eigene Tätigkeit kritisch zu hinterfragen.

Die Gründung der PHS wurde von der SED-Führung schon frühzeitig beschlossen, weil sie der Überzeugung war, dass ihre Mitglieder und ganz besonders die Funktionäre eine solide politische und gesellschaftswissenschaftliche Bildung brauchen. Das entsprach den Traditionen der Arbeiterbewegung. Die Arbeiterparteien hatten von Anfang an großes Gewicht auf die Schulung ihrer Mitglieder gelegt. Ein Grund war ursprünglich natürlich auch der aus den frühkapitalistischen Verhältnissen herrührende Bildungsrückstand der Fabrikarbeiter, den es zu überwinden galt. Vor allem aber sollten die Parteifunktionäre und über sie die Arbeiterklasse mit den Erkenntnissen des wissenschaftlichen Sozialismus vertraut gemacht werden. Marx und Engels hatten das Wesen der kapitalistischen Ausbeutung aufgedeckt und dargelegt, dass der Kapitalismus trotz aller ökonomischen und technischen Fortschritte, gerade wegen der mit ihm verbundenen sozialen Polarisierung, doch nur eine Durchgangsstufe in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft darstellt, in der zugleich die Grundlagen für den Übergang der Menschheit zu einer höheren, der kommunistischen Gesellschaftsordnung entstehen. Es sei die historische Aufgabe des Proletariats, diese gesellschaftliche Umwälzung zu vollbringen. „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“[1]

Nach dem Fall des gegen die deutsche Sozialdemokratie gerichteten Sozialistengesetzes gründete die SPD Ende 1906 eine Zentrale Parteischule für die Ausbildung ihrer Funktionäre, die bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges bestand[2]. Sie wurde in der Weimarer Republik nicht fortgesetzt. Die KPD gründete im März 1927 ihre Parteischule, die den Namen Rosa Luxemburgs erhielt und bis Anfang 1933 wirken konnte.

Nach dem Neubeginn 1945 und nicht zuletzt nach der Vereinigung von SPD und KPD zur SED war die Schulung der Parteimitglieder besonders notwendig geworden. An die jetzt in der Sowjetischen Besatzungszone vereinigten Linken wurden nach der Zerschlagung des deutschen Faschismus durch die Sowjetarmee und die anderen Alliierten auf Grund der vor unserem Volk stehende Aufgabe, den antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau des Landes zu sichern, enorme Anforderungen gestellt. Ein erheblicher Teil der geschulten und politisch erfahrenen Parteifunktionäre und Mitglieder der Arbeiterparteien war von den Faschisten jedoch physisch vernichtet worden. Sehr viele junge, im Sinne des Wortes bildungshungrige Menschen, die aber teilweise noch vom faschistischen Gedankengut beeinflusst waren, stießen zur Partei. Viele der alten und neuen Parteimitglieder mussten wichtige gesellschaftliche Funktionen bei der Errichtung der antifaschistisch-demokratischen Ordnung übernehmen. All das machte ein ausgebautes Parteischulungssystem erforderlich. Neben den SED-Schulungsabenden zu aktuellen Themen wurden deshalb schon 1946 Kreisparteischulen gegründet, in denen in meist 14-tägigen Kursen vor allem Funktionäre für den örtlichen Partei- und Staatsapparat marxistisch geschult wurden. Später kamen Landesparteischulen hinzu.

In diese Zeit fiel auch die Gründung der Parteihochschule „Karl Marx“. Auf der zweiten Sitzung des Parteivorstandes der SED im Mai 1946 wurde der Beschluss zum „Aufbau des Schulungssystems in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ gefasst. Darin heißt es:

„V. Parteihochschule ‚Karl Marx’

Institut zur Heranbildung qualifizierter Kader in Verbindung mit theoretischer Forschungsarbeit und Herstellung von Schulungs- und anderen Materialien nach den Weisungen des Zentralsekretariats. Veranstaltung von Grundkursen mit sechs Monaten Dauer und Sonderkursen (Spezialschule). Bestimmung der Lehrpläne und Auswahl der Lehrer und Schüler durch das Zentralsekretariat. Auf der ‚Karl-Marx-Schule’ ist eine Aspirantur zu schaffen. Über die Teilnahme an der Parteihochschule und den Erfolg ist den Schülern eine schriftliche Bestätigung zu geben.“[3]

Für die Parteihochschule wie für die Parteischulung insgesamt waren im Parteivorstand der SED anfangs Anton Ackermann und Otto Meier paritätisch verantwortlich, denn entsprechend den Beschlüssen der SED wurden leitende Funktionen in den ersten Jahren nach der Vereinigung paritätisch mit vorherigen Mitgliedern der KPD bzw. SPD besetzt.

Die Schule begann ihre Tätigkeit in Liebenwalde bei Berlin. Auf Grund der wachsenden Aufgaben sowie der steigenden Anzahl der Kursteilnehmer, Lehrkräfte und technischen Mitarbeiter siedelte die Parteihochschule 1948 nach Kleinmachnow über. Am 10. Januar 1948 übergaben die beiden Vorsitzenden der SED – Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl – den Lehrkräften und Lehrgangsteilnehmern ihre neue Wirkungsstätte. Im Jahre 1955 setzte die Parteihochschule ihre Tätigkeit in Berlin, Rungestraße, fort. Mitte der 70er Jahre wurde der Gebäudekomplex durch einen Neubau in der Straße Am Köllnischen Park ergänzt.

Die Parteihochschule stand am Beginn ihrer Tätigkeit zunächst unter der Leitung von Willi Kropp (ehemals KPD) und Carl Bose (ehemals SPD). Von 1947 bis 1950 waren Rudolf Lindau und Paul Lenzner Direktoren der Parteihochschule. Im Jahre 1950 wurde Hanna Wolf von der SED-Parteiführung als Direktor der Parteihochschule eingesetzt. Sie leitete von da an mehr als drei Jahrzehnte die Hochschule.

Am ersten Kursus der Parteihochschule für mittlere und leitende Kader der Partei - er fand in der Zeit vom 15. Juni bis 14. Dezember 1946 statt - nahmen 141 Parteischüler teil. Sein Inhalt war vom Grundsatzdokument des SED-Vereinigungsparteitages „Grundsätze und Ziele der Sozialistischen Einheitspartei“ bestimmt. Der theoretischen Fundierung sollte das Studium der wichtigsten Werke von Marx, Engels und Lenin dienen. Später traten zunehmend auch Schriften Stalins in den Vordergrund, der bis zum XX. Parteitag der KPdSU 1956 zu den „Klassikern des Marxismus-Leninismus“ gerechnet wurde.

In den drei Fakultäten - der ökonomischen, historischen und philosophischen - arbeiteten anfangs sieben Lehrkräfte und vier Assistenten. 1947 kam noch die Fakultät Grundfragen der marxistischen Politik hinzu. Die Leiter der Fakultäten waren damals: die Wissenschaftler Dr. Alfred Lemmnitz, Erich Paterna, Dr. Victor Stern und Dr. Frida Rubiner.

In der Folgezeit wurden 9-Monate- bzw. Einjahrlehrgänge und auch Zweijahrlehrgänge eingerichtet. Ende 1950 wurde an der Parteihochschule das zweijährige Fernstudium eröffnet, das später auf drei Jahre erweitert wurde.

1953 begann der erste Dreijahrlehrgang. Im gleichen Jahr erhielt die Parteihochschule mit den Rechten einer staatlichen Hochschule (Eintragung in das Hochschulregister der DDR) auch das Promotions- und Habilitationsrecht. Die Absolventen der Dreijahrlehrgänge schlossen mit dem akademischen Grad Diplom-Gesellschaftswissenschaftler ab.

Mit der Übernahme des Lehrplanes des Dreijahrlehrganges für das Fernstudium ab 1954 erhielten auch die Fernstudenten nach erfolgreichem fünfjährigen Studium den akademischen Grad Diplom-Gesellschaftswissenschaftler.

Als staatlich anerkannte Hochschule hatte die PHS vieles mit anderen Hochschuleinrichtungen gemeinsam. Ihre Staatsexamens– und Promotionsordnung wurden auf der Grundlage der dafür geltenden Gesetze erarbeitet und vom Staatssekretariat für das Hoch– und Fachschulwesen der DDR bestätigt. Die Ernennung eines Hochschullehrers zum Dozenten oder seine Berufung zum Professor erfolgten durch den dafür zuständigen Staatssekretär beziehungsweise Minister für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR.

 

Dennoch unterschied sich die PHS von anderen Universitäten und Hochschulen der DDR. Sie war als Parteihochschule der SED eben auch Bestandteil des zentralen Parteiapparates der SED. Eine Folge dieser besonderen Stellung der Parteihochschule als Teil des Parteiapparats bestand für die hier tätigen Lehrer und Wissenschaftler darin, dass sie ständig eine Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Beschlusstreue halten mussten. Bedenken gegen gefasste Beschlüsse konnten im Grunde nicht geltend gemacht werden - Beschlüsse waren als Axiom zu nehmen, und der eigene Beitrag beschränkte sich darauf herauszuarbeiten, wie die Parteibeschlüsse am besten erklärt und realisiert werden können.

Während an anderen gesellschaftswissenschaftlichen Bildungseinrichtungen (wie den entsprechenden Fakultäten der Universitäten) Ökonomen, Philosophen und andere Fachspezialisten ausgebildet wurden, gab es an der Parteihochschule eine komplexe gesellschaftswissenschaftliche (politische, philosophische, ökonomische, soziologische und geschichtliche) Ausbildung. Ergänzt wurde diese vielseitige Ausbildung für die meisten Studenten dadurch, dass sie – ihrem vorgesehenen Einsatzgebiet entsprechend – während der ganzen Studiendauer sowohl zu den entsendenden Einrichtungen als auch zu den entsprechenden Fachlehrstühlen an der PHS enge Kontakte hielten.

Die Lehrgangsteilnehmer, besonders des Einjahrlehrgangs, verfügten seit den 60er Jahren meistens bereits über einen Hoch- oder Fachschulabschluss. Das Mindestalter für Studenten betrug in der Regel 25 Jahre.

Auch der Lehrbetrieb wies an der Parteihochschule spezifische Züge auf. Die Lektionen wurden nicht nur von eigenen Lehrkräften, sondern auch von Gastlektoren gehalten: Lektoren waren Mitglieder der Parteiführung, Funktionäre des Staatsapparates, Generaldirektoren von Kombinaten, Leiter und Spitzenwissenschaftler von Forschungsinstituten, wie z.B. Manfred von Ardenne, Max Steenbeck und Peter A. Thiessen.

Ein umfangreiches Selbststudium, Seminare, Übungen, Diskussionen, individuelle Konsultationen und Gruppenkonsultationen, Praktika und Exkursionen in der Volkswirtschaft besaßen einen hohen Stellenwert. Zum Studium zählten auch die informativen Gespräche mit Schriftstellern, Filmemachern, Schauspielern, Musikern und bildenden Künstlern.

Für die Studenten war der Besuch der PHS nicht nur Ausbildung, sondern er diente zugleich der Parteierziehung. Sie sollten durch den Lehrstoff und die Art seiner Darbietung, zugleich aber auch durch die Zusammenarbeit und das Zusammenleben im Parteikollektiv eine solche innere Haltung gewinnen, dass sie alle Kraft einsetzen, die Beschlüsse der Partei – gleich, wo sie tätig sein würden – zu erfüllen. Zugleich sollten sie ihre Fähigkeiten weiter ausprägen, selbständig zu denken und eigenständig die besten Wege zu finden, um die von der Parteiführung beschlossenen Ziele zu erreichen.

Vor allem auf die Bewertung dieser Fähigkeiten waren auch die Beurteilungen der Absolventen gerichtet, die am Ende des Studiums angefertigt wurden. In den ersten Jahren wurden diese Beurteilungen durch die Seminarlehrer geschrieben. In späteren Jahren übernahm das Parteikollektiv der Seminargruppen diese Aufgabe. Die Beurteilungen wurden gemeinsam diskutiert und beschlossen - Einsprüche waren selbstverständlich möglich. Allerdings hatten diese Beurteilungen für den weiteren Einsatz der Absolventen nur begrenzte Bedeutung - letztendlich entschied das delegierende Parteiorgan über ihre weitere Tätigkeit.

Es gab im Laufe der Jahre Dutzende von Beschlüssen des Sekretariats des ZK der SED, die PHS betreffend. Die meisten davon wurden vom Rektor der PHS beziehungsweise unter dessen Leitung vorbereitet und dem Sekretariat vorgelegt, manchmal auf Weisung von oben, meist aber aus eigener Initiative, nicht zuletzt den Notwendigkeiten des Schulbetriebs folgend.

Von den Direktoren bzw. Rektoren der PHS hat Prof. Dr. h. c. Hanna Wolf mehr als drei Jahrzehnte lang prägenden Einfluss auf die PHS ausgeübt. Hanna Wolf, 1908 geboren, wurde 1930 Mitglied der KPD und emigrierte 1932 in die Sowjetunion. Dort war sie 1935 bis 1937 Aspirantin an der Internationalen Leninschule, 1943 bis 1948 Lehrerin an verschiedenen Antifaschulen für deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, bevor sie 1948 nach Deutschland zurückkehrte und - wie schon erwähnt - 1950 von der Parteiführung als Direktorin der PHS eingesetzt wurde. Ihre im politischen Leben gewonnenen Erfahrungen (vor allem aus der Zeit ihres langjährigen Aufenthaltes in der Sowjetunion: Aufstieg der sowjetischen Volkswirtschaft, Sieg über den Hitlerfaschismus, aber auch Stalinsche Repressionszeit), vor allem ihre enge Verbindung zur SED-Führung und zu Entscheidungsträgern in der KPdSU gaben ihr das Rüstzeug, die PHS über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren zu führen – allerdings auch mit „harter Hand“.

Im Jahre 1983 setze das ZK der SED Prof. Kurt Tiedke als Rektor der PHS ein. Kurt Tiedke war bereits in den 50er Jahren an der PHS als Lehrer und Lehrstuhlleiter (Geschichte der KPdSU) tätig gewesen, danach war er bis 1983 mit verschiedenen Funktionen im Parteiapparat beauftragt.

Im Herbst 1989 wurde Prof. Dr. Götz Dieckmann zum Rektor gewählt; er war bis dahin Direktor des Wissenschaftsbereiches Geschichte an der PHS.

Waren es bei Eröffnung der Schule 1946 im ersten Lehrgang 140 Studenten, so studierten in den 70er und 80er Jahren jedes Jahr parallel

Insgesamt gab es also Jahr für Jahr etwa 750 gleichzeitig an der PHS Studierende. Dazu kamen die jeweils laufenden fünf Kurse des Fernstudiums.

Zusammen mit dem Ausländer- und Fernstudium waren es zuletzt insgesamt etwa 150 Professoren, Dozenten und Assistenten, die an der PHS tätig waren.

Im Laufe der 60er Jahre und bis in die 80er Jahre bildete sich folgende relativ stabile Bereichs- und Lehrstuhlstruktur heraus: 

·  Wissenschaftlicher Bereich Geschichte

Lehrstuhl Geschichte der SED

Lehrstuhl Geschichte und Politik der KPdSU

Lehrstuhl Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung

·   Wissenschaftlicher Bereich Philosophie

Lehrstuhl Marxistisch-leninistische Philosophie

Lehrstuhl Wissenschaftlicher Kommunismus

Lehrstuhl Kulturpolitik der SED

·   Wissenschaftlicher Bereich Politische Ökonomie und Wirtschaftswissenschaften

Lehrstuhl Politische Ökonomie des Kapitalismus

Lehrstuhl Politische Ökonomie des Sozialismus

Lehrstuhl Ökonomik der Industrie

Lehrstuhl Ökonomik der Landwirtschaft

Arbeitsgruppe Politische und ökonomische Geographie

·   Wissenschaftlicher Bereich Lehre von der marxistisch-leninistischen Partei

Lehrstuhl Lehre von der marxistisch-leninistischen Partei

Lehrstuhl Staat und Recht

·   Institut für Ausländerstudium

·   Abteilung Fernstudium mit 15 Außenstellen in den Bezirken der DDR

Zum Lehrbetrieb gehörten sich jährlich wiederholende Lehrzyklen, wie der Militärpolitische Zyklus, in dem führende Militärs der DDR auftraten, um ihre Einschätzung der jeweiligen militärpolitischen Lage in Europa und darüber hinaus zu geben.

Den Lehrbetrieb unterstützten eine Lehrabteilung, der Bereich Lehrmittel, die Tontechnik, eine ausgezeichnete umfangreiche Bibliothek, eine Druckerei, Sprachlehrer und Übersetzer. Die PHS hatte einen eigenen Hausverlag, in dem die Zeitschrift „Theorie und Praxis. Wissenschaftliche Beiträge der PHS“ herausgegeben wurde.

Zum guten Funktionieren der Schule gehörte aber auch der Wirtschaftsbereich einschließlich der Küche, des Fahrdienstes, des Internats, des Kindergartens und des Kinderheims. Der Hochschule war eine Ambulanz angeschlossen. Die PHS war Arbeitsstätte für über 1200 Lehrer, Studenten und Mitarbeiter.

Die PHS „Karl Marx“ war immer auch eine Stätte der internationalen Solidarität. Die Ausbildung von Mitgliedern kommunistischer und Arbeiterparteien sowie nationaler Befreiungsbewegungen war im Verständnis der SED Ausdruck des proletarischen Internationalismus. Von 1963 bis 1990 wurden von 77 Parteien aus 67 Ländern 2100 Studenten an die PHS nach Berlin entsandt.

Zu Höhepunkten des proletarischen Internationalismus wurden Besuche von führenden Vertretern kommunistischer und Arbeiterparteien und ihr Auftreten vor Lehrern, Studenten und technischen Mitarbeitern. Zu ihnen gehörten der Generalsekretär der KP Brasiliens Luis Carlos Prestes, der Generalsekretär der KP Indonesiens D. N. Aidit, der Generalsekretär der KP der USA Gus Hall, der Generalsekretär der Portugiesischen KP Alvaro Cunhal, der Generalsekretär der KP Chiles Luis Corvalan und der Erste Sekretär der KP Uruguays Rodney Arismendi, der auch Ehrendoktor der PHS wurde.

                        Die Autoren



[1] Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. In: MEW, Bd. 4, S. 482.

[2] Von den Lehrern seien genannt: Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Rudolf Hilferding und Hermann Duncker. Unter den Parteischülern befanden sich sowohl die späteren führenden Funktionäre der KPD Fritz Heckert, Wilhelm Koenen, Wilhelm Pieck, Georg Schumann und Jacob Walcher als auch die bekannten Sozialdemokraten Wilhelm Kaisen, Fritz Tarnow und Otto Wels, die nach 1919 in der SPD blieben.

[3] Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Bd. I, Berlin 1952, S. 43.